Positive Effekte und Schwierigkeiten: Wie ein Projekt gelingt
Die Projekte stehen innerhalb ihrer Verbände vor unterschiedlichen Herausforderungen. Dies ist abhängig davon, ob z.B. zentrale Personen in den Verbänden und Vereinen für eine Demokratisierung, bzw. Etablierung von Beratungsangeboten in dem Verein sensibilisiert sind, ob sie sich aktiv an der Etablierung des Programms im Verband beteiligen oder dem gleichgültig oder sogar ablehnend gegenüberstehen.Das stellt die Verbände vor unterschiedliche Problemlagen. So sind die im weiteren betrachteten Erfolge und negativen Effekte in den Vereinen immer im Zusammenhang mit der Akzeptanz des Programms und der eigenen Sensibilisierung der Menschen im Verein für demokratiefeindliche und demokratiestärkende Aspekte zu betrachten
Wo stehen die Projekte?
Damit ein Projekt gelingt, braucht es viele unterschiedliche Hebel – je nach Bedingungen in den Verbänden und Vereinen.
Einerseits bedarf es einer guten Vernetzung der Demokratieberater/-innen, um sich untereinander austauschen zu können. Aber auch innerhalb des Verbands ist es wichtig Kontakte zu knüpfen und so das Beratungsangebot bekannt zu machen. Daher stellen die Berater/-innen ihr Angebot bei der Mitgliederversammlung, auf der Webseite oder durch Flyer vor, um möglichst viele Verbandsmitglieder zielgruppengerecht über das Angebot zu informieren. Gerade für die Etablierung des Beratungsangebots im Verband ist es wichtig, dass das Angebot überall gut bekannt ist, sodass die Hürden sich an die Berater/-innen zu wenden geringer wird.
Viele Berater/-innen bilden sich zudem selbst kontinuierlich weiter. Zwischen 2017 und 2019 nahmen Berater/-innen an 1.491 Bildungsveranstaltungen oder Workshops zur Unterstützung der Beratungsarbeit teil. Auch innerhalb der Verbände und Vereine werden Bildungsveranstaltungen zur Sensibilisierung der Mitglieder angeboten. Zwischen 2017 und 2019 waren es 1.169 Bildungsveranstaltungen mit dem Schwerpunkt diskriminierende und demokratiefeindliche Erscheinungen im Verband bzw. im Verein. Hierbei hat es sich bewährt zunächst die Situation und die Bedarfe direkt vor Ort zu erfragen, um dann gezielte thematische Veranstaltungen anbieten zu können.
Einerseits ist somit die Sensibilisierung jedes einzelnen Verbandsmitglieds und der Bekanntheits- und Vernetzungsgrad der Berater/-innen erfolgsversprechend, aber auch die Unterstützung und Förderung des Beratungsangebots durch Schlüsselakteur/-innen und Multiplikator/-innen ist von besonderer Wichtigkeit für eine nachhaltige Etablierung des Angebots.
Positive Effekte
Die Projekte zeigen in den Verbänden und Vereinen nachhaltige Veränderungen, z.B. bei der Demokratisierung von Beteiligungsprozessen im Verband, der Diskussionskultur oder den Netzwerkaktivitäten der Verbände.
Einige Organisationen haben grundsätzliche Veränderungsprozesse angestoßen und ihre Beteiligungsprozesse ausgebaut. Damit einher ging eine verstärkte Auseinandersetzung mit Elementen der eigenen Strukturen, sodass ein gesteigertes Bewusstsein für Themen rund um Beteiligung, Kommunikation und Extremismusprävention geschaffen wurde.
In einigen Vereinen und Verbänden wurden sogar Gremien, Positionen oder hauptamtliche Strukturen zur Förderung von Teilhabe eingerichtet, sodass diese im Verband oder Verein längerfristig verankert bleibt. So z.B. ein Strategiebeitrat oder ein Fachbereich zur „Verbandsentwicklung“, „Demokratieförderung“ oder konkret für „politische Bildung“.
Nicht nur intern wurden Gremien gegründet. Auch über den Verein hinaus schlossen sich einige größeren thematischen Bündnissen an, wie dem sächsischen Bündnis gegen Rassismus. Andere vernetzen sich mit Politiker/-innen oder fanden andere Kooperationspartner für die politische Bildung. Darüber hinaus wurden Module zu programmrelevanten Themen in die Laufbahnausbildung eines Verbands integriert, sodass möglichst alle Verbandsmitglieder zu einem bestimmten Zeitpunkt mit den Programmthemen konfrontiert werden.
Schwierigkeiten bei der Umsetzung
Alle Erfolge sind vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Voraussetzungen zu brachten. Auch die positiven Effekte einer gesteigerten Beteiligungskultur können ins Negative Umschlagen und stellten die Verbände vor die Herausforderung eines übersteigerten Beteiligungsbewusstseins. Auch die transparente Gestaltung von Kommunikations- und Abstimmungsprozessen stellte einige Projekte zunächst vor die Schwierigkeit mit den komplexen neuen Strukturen umzugehen. Zudem machte die Angst vor Veränderung die Etablierung neuer Impulse schwer. Dazu kommen in einigen Vereinen stark ausgeprägte hierarchische Denkweisen, die eine Beteiligungskultur erschweren.
Teilweise gab es im Verband starke Vorbehalte gegenüber den Berater/-innen, die es diesen schwer machen sich zu vernetzen. Besonders dann, wenn in den Verbänden kein Selbstverständnis eines Bildungs- und Demokratisierungsauftrags herrscht und somit die Wahrnehmung besteht, dass die Projektthemen nicht zum Kernthema des Verbandes passen. Hier musste bzw. muss das Thema auf die verbandliche Alltagswelt erst zugeschnitten und ein Problembewusstsein geschaffen werden. Für die Verbände war es außerdem schwierig die abstrakten Projektziele in konkrete, auf den Verein zugeschnittene Maßnahmen zu übersetzen, die die unterschiedlichen Zielgruppen erreichen. Besonders schwierig ist es für einige Vereine auf der lokalen Ebene Konflikte offen auszutragen, sodass es zu einem Widerstand gegen das Projekt infolge des Blicks nach innen kam.
Weiterhin wurde die Befristung der Projektstellen als Schwierigkeit einer nachhaltigen Umsetzung angeführt. Hinderlich sind auch die knappen Zeitressourcen der Akteur/-innen. In einigen Vereinen kam es nicht zuletzt dadurch zu Überforderung und Überlastung. Es wurde auch berichtet, dass es zu einer Abwehrhaltung und einem Überdruss gegenüber den Projektthemen kam.