NAH DRAN 2022 - WORKSHOPS
Hier bieten wir Ihnen eine Übersicht der auf der Fachtagung angebotenen Workshop-Formate in Präsenz und im digitalen Raum. (Die Anmeldung für die beiden digitalen Workshops ist noch hier möglich)
Digitale Workshops (2. Juni 2022, 13:30 - 16:00)
Digitaler Workshop NR. 1: Der biografische Ansatz in der historisch-politischen Bildung
Der biografische Ansatz ist eine zentrale Methode, um niedrigschwellig über Zeitgeschichte und insbesondere die Zeit des Nationalsozialismus ins Gespräch zu kommen. Mit dem biografischen Ansatz wird die Geschichte von Verfolger/-innen, Verfolgten und (vermeintlichen) Zuschauer/-innen zum Ausgangspunkt gemacht, um dann die Brücke zum Verständnis der historischen Zusammenhänge zu schlagen. Zentral sind dabei die Begriffe Subjektorientierung, Diversität und Multiperspektivität. Historische Personen werden im biografischen Ansatz in ihrer Vielfalt an Identitäten, Rollen, Zugehörigkeiten und Handlungsmöglichkeiten dargestellt, so dass es leichtfällt, eigene Bezüge zur Person und zur Geschichte zu entwickeln. Gemeinsam wollen wir in diesem Praxisworkshop erarbeiten, wie der biografische Ansatz in der historisch-politischen Bildung erfolgreich eingesetzt werden kann.
Referentin: Rinske Reiding studierte Philosophie der Pädagogik in Nijmegen (Niederlande). Anschließend war sie viele Jahre als freiberufliche Pädagogin und Referentin in der außerschulischen, internationalen und politischen Jugendbildung tätig. Von 2011 bis 2015 leitete Sie in Jerusalem eine Bildungskooperation zwischen israelischen und palästinensischen Jugendverbänden. Seit 2016 ist Rinske Reiding Projektleiterin im Anne Frank Zentrum und dort zuständig für die Koordination und Weiterentwicklung der Bildungsarbeit im Rahmen der bundesweiten Wanderausstellungsprojekte.
Digitaler Workshop NR. 2: Digitale Zivilcourage im Netz
Gegenrede und digitale Zivilcourage in den Sozialen Medien: Lässt sich wirklich eine bessere Diskussionskultur im Netz schaffen? Und gibt es so etwas wie politische Bildung in der Kommentarspalte? In dem Workshop wollen wir Handlungssicherheit vermitteln, um eine digitale Diskussionskultur aktiv und konstruktiv zu gestalten. Denn digitale Zivilcourage lässt sich üben! In zwei Live-Simulationen vermitteln wir spielerisch Medienkompetenz und Deeskalationsstrategien. Dazu schlüpft ihr in einer geschlossenen Facebook-Gruppe in verschiedene Rollen und übt, wie ihr in Kommentarspalten konstruktiv diskutiert und mit Hater/-innen umgeht. Anschließend geben wir euch Tipps, wie ihr im Fall eines Shitstorms euch selbst schützen könnt.
Voraussetzung zur Teilnahme ist ein Facebook-Profil.
Anbieter: ichbinhier e.V., https://www.ichbinhier.eu/
Präsenzworkshops (2. Juni 2022, 13:30 - 16:00)
Workshop NR. 1: Draußen lernen in Bewegung – die Methode „Waldspaziergang“
Der Workshop gibt einen Einblick darin, wie man historisch-politische Bildungsarbeit jenseits von Stuhlkreis und PowerPoint gestalten kann: Wie kann man sich den lokalen Raum erschließen, draußen in Bewegung sein und sich gleichzeitig mit Inhalten auseinandersetzen? Für welche Zielgruppen eignet sich der Ansatz und was gilt es zu beachten? Wer kann welche Lernerfahrungen machen? Und was bedeutet eigentlich Methodenkompetenz?
Der Workshop findet draußen statt. Bitte festes Schuhwerk und wetterfeste Kleidung mitbringen.
Referent*in: Robin Bell ist Pädagog*in (M.A. Adventure and Experiential Education) und politische*r Bildungsreferent*in. Bei FARN koordiniert Robin Bell das Teilprojekt NaturSchutzRaum in der Hochschullehre und designt ein passgenaues Sensibilisierungs- und Distanzierungsformat zum Thema Rechtsextremismus und Naturschutz.
Workshop NR. 2: SocialMediaHistory - Geschichte in den Sozialen Medien
Geschichte findet statt - auch in den Sozialen Medien. Projekte wie #ichbinsophiescholl erhalten große mediale Aufmerksamkeit, können Follower/-innen für ihre Inhalte begeistern und langfristig an die Kanäle binden, sind aber zeitgleich auch Gegenstand von Kritik. In dem Workshop werden Beispiele für die Darstellung von Geschichte in den sozialen Medien vorgestellt sowie gemeinsam Kriterien für die Analyse und Produktion von Social Media Angeboten mit historischen Inhalten erarbeitet. Dabei finden sowohl die medienspezifischen Eigenlogiken als auch die Grundlagen der historisch-politischen Bildung (Stichwort: Beutelsbacher Konsens) Berücksichtigung. Die Teilnehmer/-innen sollen erste Erfahrungen in der analytischen Annäherung und Bewertung von Social Media Formaten und der Produktion von Geschichte unter Berücksichtigung der jeweiligen medialen, ästhetischen, diskursiven und narrativen Spezifika machen. Vorerfahrungen im Bereich Social Media oder Geschichtswissenschaft bzw. Geschichtsdidaktik sind nicht notwendig. Der Workshop versteht sich als eine Einführung.
Referent: Christian Bunnenberg ist Professor für Geschichte und Public History an der Ruhr-Universität Bochum. Vorher war er als Lehrer für die Fächer Geschichte und Deutsch sowie als Historiker und Geschichtsdidaktiker an Hochschulen und Universitäten in Köln, Essen und Heidelberg tätig. Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. Geschichte in immersiven digitalen Medien, Geschichte in Social Media und Geschichte des 19./20. Jahrhunderts.
Workshop NR. 3: Erinnern, um zu Verändern - Leerstellen, Überschreibungen und zum Schweigen gebrachte Geschichte(n)
Dieser Workshop beschäftigt sich mit Erinnerungspolitik und Geschichtstradierungen im deutschsprachigen Kontext, aus einer dekolonialen Perspektive. Zentral ist hier der Blick auf verflechtungs- und globalgeschichtliche Ansätze sowie der Blick auf mögliche Leerstellen, Überschreibungen und zum Schweigen gebrachte Geschichte(n) im Kontext hegemonialer Erinnerungskulturen. Im Fokus steht hierbei das Betrachten kollektiver Erinnerung_en von und geschichtlichen Verwobenheiten zwischen verschiedenen marginalisierten und rassifizierten Communities. In diesem Zusammenhang sollen sowohl Kontinuitäten als auch Brüche bis in die Gegenwart diskutiert werden.
Nach einem kurzen Input werden, an Hand der digitalen erinnerungspolitischen Projekten „Verwobene Geschichte/-n“ und „The Living Archives“, im zweiten Teil des Workshops Möglichkeiten und Formate präsentiert, die zum Ziel haben dem Herausschreiben von Geschichte_n entgegenwirken und Räume für ein (Wieder)-Einschreiben darin eröffnen.
Referentin: Iris Rajanayagam ist Historikerin und arbeitet zu post- und dekolonialen Theorien, Intersektionalität, Erinnerungspolitik(en) und Social Change; ihr Fokus liegt hierbei insbesondere auf der Verbindung von Theorie und Praxis. Sie ist Referentin für Diversität, Intersektionalität und Dekolonialität bei der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb.
Workshop NR. 4: Demokratiestärkung durch Erinnerungsarbeit
In dem Workshop lernen die Teilnehmenden anhand eines konkreten Bildungsangebots der Gedenkstätte Bergen-Belsen zum Thema „Antisemitismus und Diskriminierung im Sport“ Möglichkeiten und Methoden der Integration von Antidiskriminierungs- und Erinnerungsarbeit in Projekten zur Demokratiestärkung kennen. Lokale Spurensuche vor Ort oder Gedenkstättenfahrten bilden bewährte Angebote historisch-politischer Bildung, die bereits z.B. von Sportvereinen oder Bildungseinrichtungen genutzt werden, um zu Erinnern und sich mit der Relevanz der Thematik für die Gegenwart und Zukunft auseinanderzusetzen. Den Teilnehmenden werden konkrete Angebote, Abläufe und Handlungsempfehlungen vorgestellt, mit dem Ziel, die vielfältigen Anknüpfungsmöglichkeiten für ihre Projekte zu diskutieren. Sie bekommen in dem Workshop zusätzlich die Möglichkeit einzelne Bildungsbausteine aktiv zu erproben.
Referent: Raimund Lazar ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen. Er betreut das Bildungsangebot zu Antisemitismus und Diskriminierung im Sport. Er studierte Sozialwissenschaften in Hannover und promoviert zu Vergemeinschaftungs- und Ausgrenzungsprozessen Vereinen. Seit 2012 bietet er an unterschiedlichen Hochschulen und Universitäten Seminare u.a. zum Thema bürgerschaftliches Engagement und politische Partizipation an.
Workshop NR. 5: Gleich und fremd zugleich? Über die Bedeutung der eigenen Biografie für die Wahrnehmung der Demokratie am Beispiel Ostdeutschlands
Als 1989 die Mauer fiel, waren manche Menschen am Ziel ihrer Wünsche, für andere brach eine Welt zusammen. Eine notwendige Auseinandersetzung über erfahrenes Leid rückte durch die Rufe nach einer schnellen Vereinigung der beiden deutschen Staaten in den Hintergrund. Heute, 32 Jahre nach dem Mauerfall, sind die Kategorien von Ost und West noch immer in den Köpfen vieler Menschen und beeinflussen ihre Wahrnehmung unserer Demokratie.
Mit dem Zeitzeugen und wissenschaftlichen Leiter des DDR Museums in Berlin, Dr. Stefan Wolle, wollen wir über das Aufwachsen in der DDR, das Erleben der Wendezeit und die Folgen für die Gegenwart in einen fokussierten Austausch treten. Wir wollen der Frage nachgehen, inwieweit eine Berücksichtigung der Herkunft für die politische Bildung notwendig ist und wie eine Anerkennung von biografischen Erfahrungen helfen kann, das Vertrauen in unser politisches System zu stärken.
Referent/-innen:
Susanne Brandes ist Erziehungswissenschaftlerin, systemische Beraterin und Organisationsentwicklerin. Seit 2013 ist sie Leiterin des ZdT-Projekts „Kirche für Demokratie. Verantwortung übernehmen, Teilhabe stärken“ bei der Katholischen Erwachsenenbildung in Magdeburg. Die Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte ist eine wichtige Perspektive im Projekt.
Stefan Wolle ist promovierter Historiker. Während seines Studiums in Berlin (Ost) wurde er zeitweilig aus politischen Gründen vom Studium ausgeschlossen. Nach dem Fall der Mauer wurde er Sachverständiger für die Stasi-Akten am Runden Tisch. Er ist Mitbegründern des unabhängigen Historikerverbands, der sich für eine Aufarbeitung der DDR-Geschichte engagiert. Seit 2005 ist Dr. Wolle wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums in Berlin.
Workshop NR. 6: #WhatTheHope – Kollaborative Entwicklung hoffnungsvoller Narrative
In dem Workshop wird ein Bildungsformat zur Entwicklung von alternativen Narrativen vorgestellt und gemeinsam ausprobiert. Das von dem Projekt DisKursLab entwickelte 2-tägige Format (digital und analog möglich) zielt auf die partizipative Entwicklung von Gegenerzählungen zu aktuellen demokratiefeindlichen und antisemitischen Narrativen mit Hilfe der design thinking Methode. Mit kreativen Methoden werden die Narrative bildlich reduziert und mit medienpädagogischer Praxis in digitale Prototypen übersetzt zur Anwendung zum Beispiel in den sozialen Medien (Memes, gifs, sticker, Videos). Der Workshop gibt einen Einblick in die design thinking Methodik zur Generierung neuer Ideen und probiert mit den Teilnehmenden exemplarische Schritte des Formats aus.
Referentinnen:
Nina Schmidt studierte Evangelische Theologie, Europäische Ethnologie und Soziale Arbeit. Sie arbeitete mit u.a. jungen Erwachsenen in einem interreligiösen Projekt, als Beauftragte für Jugendarbeit für einem Kirchenkreis in Berlin sowie für ein innovatives Projekt zur Neugestaltung kirchlicher Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Sie ist Gründungsmitglied von narrt, dem Netzwerk für antisemitismus- und rassismuskritische Religionspädagogik und Theologie und seit 2020 Projektstudienleiterin im DisKursLab – Lavor für antisemitismus- und rassismuskritische Bildung und Praxis an der Evangelischen Akademie zu Berlin.
Kristina Herbst war nach dem Studium der Soziologie und Politikwissenschaft in Halle (Saale) und Berlin als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Abgeordnetenhaus von Berlin, u.a. im Bereich Strategien gegen Rechtsextremismus tätig. Anschließend arbeitete sie als Projektkoordinatorin bei Aktion Sühnezeichen Friedensdienste e.V. für die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche + Rechtsextremismus und im Projekt „NetzTeufel“ zu Hass im Netz der Evangelischen Akademie zu Berlin. Seit 2020 ist sie Projektleiterin des Projekts „DisKursLab – Labor für antisemitismus- und rassismuskritische Bildung & Praxis“ der Evangelischen Akademie zu Berlin.
Workshop NR. 7: Demokratie dies das...“ - Teilhabemöglichkeiten, Niedrigschwelligkeit und Flexibilität im Einsatz (gesellschafts-)politischer Bildungsformate
Die beste Absicht, die lehrreichsten Methoden und doch: die Bildungserfahrung lässt sich nur bedingt greifen. Wie kann es gelingen heterogene Zielgruppen gleichermaßen zu empowern, für die eigenen Kompetenzen zu sensibilisieren bzw. zu fördern und - im Sinne eigener gesellschaftspolitischer Anliegen - zu aktivieren? In dem interaktiven Workshop „Demokratie dies das“, soll es - neben einer kompakten methodischen Implikation - primär um die eigene Haltung im jeweiligen Arbeitsfeld gehen und der Frage nach einer notwendigen Flexibilität in der Arbeit mit jungen Menschen nachgegangen werden. Zeichnen sich gelegentlich in der Projektarbeit vielleicht Erfolge ab, die aufgrund einer divergierenden Erwartungshaltung zunächst unerkannt bleiben? Und wie lässt sich ein Bildungsansatz gestalten, der differenziert geplant ist und gleichermaßen flexibel auf die Bedürfnisse der Teilnehmer/-innen eingeht. In diesem Kontext soll insbesondere der Aspekt der „Niedrigschwelligkeit“ thematisiert und als gewinnbringende Ressource ins Licht gerückt werden.“ Im Rahmen der Veranstaltung „Demokratie dies das“, möchten wir uns außerdem gerne über mögliche Trennlinien in Projekten zur politischen Bildung im eigentlichen Sinne und Projekten zur grundlegenden Demokratieförderung austauschen. Bestehen überhaupt Unterschiede und wenn ja, woran können diese vor allem für Teilnehmer/-innen deutlich gemacht werden?
Referent: Mohamed Ali Saidi aka Coco engagiert sich seit über zehn Jahren im Bereich der außerschulischen (politischen-)Bildungsarbeit. Er ist zertifizierter politischer Bildner und als freiberuflicher Bildungsreferent sowie Dozent u. a. für den AdB in Berlin, ViA Ruhr in Bochum und das Technische Hilfswerk in NRW tätig. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit, arbeitet er zudem ehrenamtlich als Vorstandsvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Migration und Vielfalt“ bei der sozialdemokratichen Partei in Bochum an Inhalten zu Toleranz und Diversitymanagement.
Workshop NR. 8: Zugänge zu einer diversitätsbewussten und antisemitismuskritischen Haltung
In unserem Workshop gegen Antisemitismus setzen wir uns zunächst mit dem Facettenreichtum von Identitäten auseinander, um uns dann gesellschaftlicher Pluralität zu widmen. Dabei steht die Vielfalt innerhalb von Gruppen im Vordergrund, welche aus der Außenperspektive häufig mit eher einheitlichen Zuschreibungen versehen werden. Wir beschäftigen uns mit Funktionen und Parallelen von Ausgrenzungsformen und fokussieren uns auf Antisemitismus in seinen unterschiedlichen Ausprägungen. Neben der Frage, was genau Antisemitismus eigentlich beinhaltet, schauen wir auf die Geschichte und Funktionsweise von Antisemitismus und analysieren abschließend Phänomene, bei denen er uns im Alltag begegnet.
Referent/-innen:
Daria Ivasenko ist Projektkoordinatorin und Projektreferentin für den seit 1995 bestehenden Berliner Bildungsverein Miphgasch/Begegnung e.V. und freiberufliche Teamerin für die Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus/KIgA. Zuvor hat sie ein Lehramtsstudium abgeschlossen. Aktuell absolviert sie noch den Masterstudiengang "Interdisziplinäre Antisemitismusforschung" am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin.
Jochen König ist Autor, Referent und Pädagoge. Er arbeitet seit vielen Jahren für Miphgasch/Begegnung e.V. und andere Träger zu den Themen Geschlecht, Familie sowie Diversität und Antisemitismus.
Workshop NR. 9: „Das Dritte Reich und wir“ – Ideen zur Erforschung der Ortsgeschichte
Im bundesweiten Projekt „Das Dritte Reich und wir“ arbeitet ein Projektteam zusammen mit Bürger/-innen einer Gemeinde die NS-Geschichte dieses Ortes auf. Aufgrund der Erfahrung von mittlerweile fast drei Jahren ist die Kommunikation mit den Menschen vor Ort entscheidend für Erfolg oder Misserfolg der Einzelprojekte. Das Projektteam verzichtet in der Ansprache auf konzeptionelle Begriffe wie „Anti-Rassismus-Training“ oder „Antisemitismus-Prävention“. Statt ein eigenes Logo zu verwenden, übernehmen die Einzelprojekte das jeweilige Gemeindewappen in ihren Kommunikationsmedien. Um den Inhalt und Ablauf der Einzelprojekte zu beschreiben, hat es sich als Fehler erwiesen, Begriffe wie „Debatte“ oder „Diskussion“ in den Vordergrund zu stellen, da in vielen Gemeinden praktisches Arbeiten und konkrete Hilfestellungen auf stärkere Resonanz stoßen als Gesprächsformate. Darüber hinaus übernimmt bei jedem Einzelprojekt ein/e Bürger/-in des Ortes die Projektleitung, nicht ein Mitglied des Projektteams. Der Grad der Partizipation scheint allgemein auf das Gelingen oder Scheitern eines Einzelprojekts erheblichen Einfluss zu haben.
Das Projekt „Das Dritte Reich und wir“ ist ein Kooperationsprojekt der Justus-Liebig-Universität Gießen und des Deutschen Feuerwehrverbands. Es wird gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat.
Referenten:
Clemens Tangerding ist promovierter Historiker und Projektleiter des Kooperationsprojekts „Das Dritte Reich und wir“ der Justus-Liebig-Universität Gießen und des Deutschen Feuerwehrverbands. 2010 gründete er das Geschichtsbüro „jetzt und einst", das seit 2022 unter dem Namen „Clemens Tangerding - Historiker" firmiert. Er erhielt Lehraufträge von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, der Freien Universität Berlin und der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Jeroen Coppens ist seit 2019 Professor für Kunst-, Musik-, und Theaterwissenschaft an der Universität Gent. Außerdem unterrichtet er an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und koordiniert an der Universität Gießen das Citizen-Science Projekt “Das Dritte Reich und wir.” Als Freiberufler arbeitet er auch mit Künstler/-innen, Kurator:innen und Designer/-innen an dramaturgischen Projekten, Ausstellungen im Bereich der bildenden und darstellenden Kunst.
Workshop NR. 10: Der biografische Ansatz in der historisch-politischen Bildung
Der biografische Ansatz ist eine zentrale Methode, um niedrigschwellig über Zeitgeschichte und insbesondere die Zeit des Nationalsozialismus ins Gespräch zu kommen. Mit dem biografischen Ansatz wird die Geschichte von Verfolger/-innen, Verfolgten und (vermeintlichen) Zuschauer/-innen zum Ausgangspunkt gemacht, um dann die Brücke zum Verständnis der historischen Zusammenhänge zu schlagen. Zentral sind dabei die Begriffe Subjektorientierung, Diversität und Multiperspektivität. Historische Personen werden im biografischen Ansatz in ihrer Vielfalt an Identitäten, Rollen, Zugehörigkeiten und Handlungsmöglichkeiten dargestellt, so dass es leichtfällt, eigene Bezüge zur Person und zur Geschichte zu entwickeln. Gemeinsam wollen wir in diesem Praxisworkshop erarbeiten, wie der biografische Ansatz in der historisch-politischen Bildung erfolgreich eingesetzt werden kann.
Referent: David Gilles ist Sozialwissenschaftler und Historiker. Seit 2019 arbeitet er im Anne Frank Zentrum und leitet dort das Projekt »Erinnern vor Ort«. In diesem Projekt unterstützt, berät und vernetzt David Gilles Jugendgeschichtsprojekte aus ländlichen Räumen. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in der Erinnerungskultur, der Vermittlung von Nationalsozialismus und Holocaust sowie in der rassismus- und antisemitismuskritischen Bildungsarbeit.
Workshop NR. 11: Regionale Geschichte erforschen
Vor Ort Geschichte erforschen hat mit dem Pflanzen von Bäumen vieles gemeinsam. Erforschte Geschichte wird sichtbar, wie ein Baum, der Wurzeln schlägt: In dem Workshop wollen wir Ansätze kennen lernen, wie Sie vor Ort, im konkreten Lebensumfeld, Spuren der Vergangenheit entdecken können, wie diese zu erforschen und auszuwerten und sie letztendlich in die Geschichtsschreibung einzuordnen sind. Vorgestellt werden erarbeitete Materialien und methodische Ansätze aus dem Projekt „Zeitensprünge“, welches ganz konkret vor Ort Gruppen bei der Erforschung von historischen Frage, geschichtsträchtigen, überlagerten und manchmal auch vergessenen Orten unterstützt.
Referentin: Hannah-Maria Liedtke ist Referentin bei Zeitwerk - Beratungsstelle für Jugendgeschichtsarbeit beim Landesjugendring Brandenburg e.V. und setzt dort Fortbildungen für Jugendliche sowie Multiplikator/-innen zur Erforschung der Lokalgeschichte um.
Workshop NR. 12: Historische Bildung in Zeiten politischer Polarisierung
Gerade in politisch brisanten Zeiten, in denen die Erinnerung an denen Holocaust von rechten Kräften umdefiniert wird und wir eine Zunahme von Antisemitismus und Verschwörungstheorien als Destabilisierungskräfte von Demokratie sehen, bedarf es ein genaues Verständnis von Inhalten und Methoden, um historische Bildung als einen nachhaltigen und aktivierenden Moment für die Teilnehmenden zu gestalten. Welche Grenzen und Möglichkeiten sich hierbei für die Bildungsarbeit insbesondere in ländlichen Räumen ergeben, soll im Workshop diskutiert werden.
Referent: Pascal Begrich ist Historiker und Geschäftsführer von Miteinander e.V. - für Weltoffenheit und Demokratie in Sachsen-Anhalt. Inhaltliche Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Aktuelle Entwicklungen des Rechtsextremismus, Demokratieförderung sowie Aspekte zur Geschichte des Nationalsozialismus und Erinnerungskultur. Nebenberuflich und ehrenamtlich Aktivitäten im Bereich Erinnerungs- und Gedenkkultur.